Miriam und Julia auf großer Reise – Teil I

Miriam und Julia auf großer Reise – Teil I

Wow, was für ein Monat! Drei Wochen Backpacking, zehn verschiedene Orte, unzählige Begegnungen und Eindrücke – ich werde mein Bestes geben, unsere spannendsten und unterhaltsamsten Momente möglichst kurzweilig wiederzugeben.

Beitragsbild

Ich bin einen Tag vor Miriams Ankunft in Cancún aufgeschlagen und musste dann einen ganzen Tag nervös am Strand warten. Wie mir nebenbei auffiel, ist Cancún leider wirklich ganz grauenvoll. Eine sehr junge, zweckmäßig entstandene Stadt ohne viel Kultur, dafür umso mehr US-amerikanischer Touristen, die die Hotelmeile am Strand bevölkern und dort furchtbare Besäufnisse auf Schaumparties veranstalten. Abends war es dann endlich soweit, am Flughafen Cancún gab es das langersehnte Wiedersehen! Fröhlich und aufgeregt plappernd fuhren Miriam und ich direkt von dort nach Playa del Carmen, das mir empfohlen worden war. Dort hielten wir es dann aber nur einen Tag aus, genauso wie bei unserem zweiten Stopp, der Insel Isla Mujeres, da beide Orte leider sehr touristisch sind. Sehr schade, denn der Strand und der Sand ist genauso, wie man ihn auf den berühmten kitschigen Traumfotos der Karibik immer sieht – doch da hat man wohl die unzähligen Touristen, Verkäufer und Touri-Shops weggephotoshoppt, die uns den ganzen Tag auf die Nerven gingen. Auf Isla Mujeres hat Miriam dann abends in einer süßen Bar ihren ersten Mezcal probiert, der ihr so gut geschmeckt hat, dass gleich zwei draus geworden sind; Was ihr wiederum (verständlicherweise!) nicht geschmeckt hat, war das traditionelle mexikanische Getränk Michelada – das ist Bier mit Limettensaft, Salz und ja, genau: Soße. Bier mit scharfer Soße. Die Mexikaner schwören da drauf. Nun ja.

Sonnenuntergang Isla Mujeres
Sonnenuntergang auf Isla Mujeres
Palmen Isla Mujeres
Die obligatorischen Palmen, unter denen wir auf weißem Sandstrand fläzten

Unser dritter Stopp war Tulum, ein weiterer Ort am Karibikstrand, der vorerst aufgrund einer großen, hässlichen Durchfahrtsstraße so gar nicht einladend wirkte. Außerdem mussten wir zwei Backpackerinnen erstmal eine Weile durch die Mittagshitze wandern, weil alle Hostels schon voll waren. In diesem unschönen Ort? Dachten wir uns verwundert, doch dann wurden wir doch noch fündig in einem ziemlich niedlichen Hostel, wo wir gleich nette Bekanntschaften mit anderen Deutschen machten. Oh, und mit einem äußerst seltsamen Genossen, der vermutlich hinter dem Mond aufgewachsen ist. Er hörte nämlich unsere Musik und fragte: „Was hört ihr denn da? Berliner Ghettorap?“, nahm dann das Handy, um nachzusehen und sagte tatsächlich: „Kiz, aha?!“. Also O-Ton Kiz in einem Wort. Man kann ja von der Band halten, was man möchte, aber als Deutscher in unserem Alter K.I.Z. nicht zu kennen und es als Berliner Ghettorap zu bezeichnen ist schon etwas weird, oder nicht? Ich musste auf jeden Fall erstmal losprusten, während die anderen Deutschen um uns herum ob dieser Aussage in peinliches Schweigen verfielen; Belehren wollte den Kerl auch keiner.

Abgesehen von diesem Fellow haben wir in dem Hostel witzige Leute kennengelernt, und nachdem wir uns tagsüber paradiesisch schöne Mayaruinen am Strand angeschaut haben und danach spontan in Unterwäsche schwimmen gegangen sind, wurde es abends im Hostel dank einer Stunde gratis Caipirinhas zwischen 18 und 19 Uhr und einer Flasche Tequila danach noch feucht-fröhlich. Dann gefiel uns Tulum auch schon viel besser; Und so kurierten wir am nächsten Tag unseren Kater am schon etwas wenig touristischen Strand aus.

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Die Mayaruinen in Tulum direkt am Strand

Das nächste Ziel unseres Trips war Bacalar, ein kleines Örtchen an einer Lagune in der Nähe von Guatemala. Und plötzlich waren sie alle weg, die ganzen Touristen, die Shops, die Händler und Leute, die dir irgendwas andrehen wollen. Stattdessen ein entspanntes Hostel ohne Strom direkt am Wasser, wo wir im Zelt geschlafen haben und dank der Lage nachts eine frische Brise wehte. Bekannt ist die Lagune für ihre sieben verschiedenen Farben, die wir zwar nicht nachgezählt haben, aber es gibt auf jeden Fall einige paradiesische Blautöne, das Wasser ist süß und warm und der Boden klarer weißer Sand – und es gibt einfach keine Menschenseele dort! Am zweiten Tag sind wir um 6 Uhr morgens aufgestanden, um eine Standup-Paddletour mitzumachen. Das ist dieses Ding, das aussieht wie ein zu groß geratenes Surfbrett, auf dem man dann steht und mit einem Paddel in der Hand versucht, über den See zu fahren. Sieht idiotensicher und einfach aus, ist aber erstaunlich anstrengend! Unser Grüppchen von circa zehn Persönchen paddelte dann erstmal mehr oder weniger geschickt bei aufgehender Sonne zu einer Cenote (das sind meist unterirdische Höhlensysteme und Reservoirs, die mit Wasser gefüllt sind, in unserem Fall war es ein riesiges „Loch“ im See, wo es plötzlich 120 Meter in die Tiefe ging – ganz spannend, weil man normalerweise immer auf den Boden der Lagune gucken konnte, und dann kam ein plötzlicher Abfall und das Wasser war einfach nur noch schwarz). Dort wurde uns erst einmal eine Verschnaufpause vom Paddeln gegönnt, wo wir von umliegenden Bäumen ins Wasser springen durften. Danach ging der Morgensport weiter, denn nun ging es bis zu einer Inselgruppe inmitten der Lagune. Dort war das Wasser plötzlich nur noch 5-10 cm tief und strahlend hellblau über weißem Sandstrand – dazu winzige dicht bewachsene Inselchen mit Vogelnestern und außer uns kein anderes menschliches Wesen bei der noch nicht allzu brennenden frühmorgendlichen Sonne – wunderschön. Nur der Weg zurück stellte sich als ziemliche Herausforderung dar, da man inzwischen gegen den Strom paddeln musste, was das Ganze noch anstrengender gestaltete. Für unseren frühmorgendlichen Sport belohnten wir uns dafür den Rest des Tages mit trägem Fläzen an der Lagune und einem gelegentlichen Ründchen schwimmen. Ein witziger Engländer im Hostel hatte sogar eine Slackline dabei, die wir dann zwischen zwei Palmen aufgespannt haben, hach was für ein Leben…

Bacalar
Wunderschönes Bacalar…

 

Mit leichtem Muskelkater nahmen wir dann unsere erste Nachtfahrt von Bacalar über Chetumal nach Palenque in Angriff, wo wir dann frühmorgens ziemlich zerknautscht ankamen. Die Halbinsel Yucatan haben wir somit hinter uns gelassen, um den Bundesstaat Chiapas zu erkunden, der von vielen Mexikanern als Mexikos schönster Staat bezeichnet wird. Unsere Abenteuer in Palenque und den weiteren Orten folgen die Woche noch in Teil II!

Kopfständchen

Kopfständchen

Es ist soweit, ich habe mich von meiner ersten (und hoffentlich einzigen) Lebensmittelvergiftung erholt. Das war der nicht so angenehme Teil der Woche, weswegen ich auch hauptsächlich flach lag und nicht viel Spannendes zu berichten habe. Dafür habe ich endlich meine Hausarbeit abgegeben! Und: Morgen fliege ich nach Cancún, wo ich am Mittwoch Miriam treffe! Wir sind dann erstmal gemeinsam auf Reisen, weswegen in den folgenden zwei bis drei Wochen hier erstmal kein Blogeintrag zu finden sein wird, aber DANACH wird genauestens berichtet, wo wir uns rumgetrieben und was wir Schönes erlebt haben.

Zufälligerweise wohne ich mit einem Fotografen zusammen, schaut gern mal auf seine Website: http://www.owenbehan.com/ – das heißt ich kann wieder ein paar schöne Fotos vorweisen. Immerhin, denn jetzt muss ich noch packen, aufräumen, eine to do Liste abarbeiten und ein paar Sachen fürs Praktikum erledigen, bevor es morgen los auf große Reise geht – also heute leider kein spektakulärer Eintrag…seid gedrückt

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Ein paar Gedanken zur Gleichbehandlung

Ein paar Gedanken zur Gleichbehandlung

Fünf Uhr nachmittags, die Metro ist brechend voll. Ich stehe dicht gedrängt zwischen müden, schlappen Mexikanern, die nach einem anstrengenden Tag einfach nur ihre täglichen tacos essen und nach Hause möchten. Ein Herr Mitte Fünfzig stupst mich an und macht mich auf einen gerade frei gewordenen Sitzplatz aufmerksam. Ja, mich. Inzwischen winke ich legere ab, aber als mir das die ersten Male passiert ist, überkamen mich verschiedene Gefühle – Befremdlichkeit, Verdutzen, etwas Verärgerung sogar. Warum bietet MIR ein Herr, der mindestens doppelt so alt ist wie ich, einen Sitzplatz an? Ich sehe weder gebrechlich noch kränklich noch schwanger aus – im Gegenteil, wahrscheinlich bin ich gerade unterwegs zum Yoga oder Capoeira oder zum Ausgehen. Man stelle sich vor, das würde einem in Berlin passieren…

Es gibt hier eine sehr seltsame, nun ja, nennen wir es „Gentleman-Politik“, die mir gar nicht gefallen möchte. Darunter fallen neben dem Anbieten eines Sitzplatzes für eine noch so junge und fit aussehende Frau viele weitere Gesten: Beim Aus- bzw. Absteigen aus dem Bus (oder Boot) oder sonstigen Stufen wartet ein Mann mit ausgestrecktem Arm, um den Damen herunterzuhelfen. Allein diese Geste macht mich meistens schon so wütend, dass ich den ausgestreckten Arm am Liebsten wegschlagen würde, aber natürlich benehme ich mich und ignoriere ihn einfach mit erhobener Nase. Ein anderes, besonders schönes Beispiel der „Gentleman-Politik“ inkludiert das Öffnen der Autotür (auch allen anderen Türen, aber beim Auto ist es besonders markant): Frau wartet auf dem Beifahrersitz, bis Mann den Motor ausgeschalten hat, ausgestiegen und um das Auto herumgelaufen ist, um ihr die Tür zu öffnen. Ich höre schon die Stimmen der Romantiker, die jetzt säuseln „ooooh wie toll“ – aber meiner Meinung nach ist es das einfach nicht. Ich möchte keine bevorzugte Behandlung, und erst recht möchte ich nicht, dass ein Mann versucht, mir irgendwo herunter- oder heraufzuhelfen oder mir einen Sitzplatz anzubieten. Das wäre nur dann in Ordnung, wenn diese eben genannten Gesten geschlechterunabhängig passieren – warum kann ich nicht einem Freund die Autotür aufhalten, ohne schräg angeschaut zu werden? Oder ohne dass er schräg angeschaut wird?

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich mit einem Freund im Restaurant die Rechnung bestelle und der Kellner sie automatisch zu ihm legt – all diese kleinen Gesten zeugen von mich von einer gewissen Rückständigkeit, was Gleichbehandlung betrifft. Und ja, da gehören immer zwei dazu – ich sehe viele mexikanische Frauen, die sich genau auf diese Weise behandeln lassen möchten. Aber solange all diese Gesten und das Bezahlen im Restaurant nicht auf Gegenseitigkeit beruht, stigmatisiert dieses Verhalten meiner Meinung nach die Frau zu einem Wesen, das von einem Mann beschützt werden will. Ich will nicht sagen, dass man aus Höflichkeit oder Zuvorkommenheit keinen Sitzplatz mehr anbieten darf, ich möchte nur betonen, dass dies geschlechterunabhängig passieren sollte. Statt mich, Anfang zwanzig und ohne körperliche Beeinträchtigungen, sollte der Herr Mitte Fünfzig in der Bahn viel lieber den Herrn Mitte Siebzig antippen, der mir genau gegenüber steht und zudem eine schwere Tasche trägt.

Frauen, die im Club keinen Eintritt zahlen? Hier die Normalität, in Berlin unmöglich – und selbst wenn es dort mal eine solche seltsame Veranstaltung geben würde, würden wir uns den Eintritt als Gruppe aufteilen, sodass alle gleich viel zahlen. Ich genieße es wirklich sehr, in Berlin auf ein Date gehen zu können und an der Bar zwei Bier zu zahlen, ohne dass es irgendeine Art von Aufmerksamkeit erzeugt. „Ich zahl die nächste Runde,“, sagt mein Date. Läuft.

Unter Freunden geht das hier auch problemlos – ob das jetzt an meinem Freundeskreis liegt oder an der Generation Anfang/Mitte zwanzig…aber tendenziell fühle ich mich hier ungleich behandelt, auch wenn das eben oftmals vordergründig „zu meinem Vorteil“ geschieht.

Ich hoffe, niemanden mit diesem Beitrag wütend zu machen – ich weiß, dass Gleichberechtigung ein riesiges Thema ist, dass ich nicht einmal im Ansatz angesprochen habe und das sich nicht an Autotüren und Clubeintrittspreisen messen lässt. Es war sozusagen nur ein Teaser für einen weiteren, bald folgenden Beitrag, in dem ich genauer auf die Situation der Gleichberechtigung eingehen möchte.

Etwas ab vom Thema: Ich habe mir erlaubt, ein zwei schöne alte Bilder von Simon in diesen Beitrag einfließen zu lassen, weil ich vergangene Woche gar keine Bilder gemacht habe…das Beitragsbild ist übrigens noch aus San Miguel de Allende…

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San Miguel de Allende

San Miguel de Allende

Verehrter Leser, dieser Eintrag enthält nicht nur zauberhafte Bilder von Simons Kamera, der werte Herr hat sie auch noch bearbeitet, weswegen ich heute also einen ganz besonderen Augenschmaus präsentieren darf.

Wir haben am Freitag beschlossen, nach San Miguel de Allende zu fahren, weil uns von vielen Seiten empfohlen wurde, dass es dort so schön sein soll. Um 9:00 Uhr morgens ging es also los im Bus, der voraussichtlich dreieinhalb Stunden brauchen sollte. Während Simon mit seiner bemerkenswerten stoischen Gelassenheit im Sitz ruhte, wurde ich von Minute zu Minute unruhiger. Mir fiel auf, dass der Bus an jedem Tacostand Halt machte und gemächlich darauf wartete, dass jemand zustieg. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Busfahrer war ich dann informiert, dass die Fahrt wohl eher fünfeinhalb Stunden dauern würde, na großartig.

Umso mehr sind wir dann bei unserer Ankunft um kurz vor zwei durchgestartet und haben Hardcore Stadtbesichtigung und Kultur gemacht. Zum Glück ist das Städtchen in ein paar Stunden stressfrei zu schaffen, und so ging es mit Eis und michelada (einem enorm leckeren Getränk aus Bier, Limettensaft und Salz) durch das hübsche Örtchen, das für seine vielen Design- und Kunstläden bekannt ist.

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Awww. Freundschaft! ❤ 
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Sombrero vielleicht?
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Ja, uns hat der Esel auch ein bisschen Leid getan. Aber es war einfach zu herrlich…diese Brille…

Des Weiteren überrascht San Miguel de Allende durch eine beachtliche Anzahl an gringos[1], die sich dort angesiedelt haben. Dies ist wohl mitunter einer der Gründe, weswegen man sich dort eher mit einer gehobenen Preisklasse anfreunden muss, was Essen, Unterkunft und zu erwerbende Kunst- und Designobjekte betrifft.

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Soo gelungene Bilder…
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…in den nächsten Wochen gerne nachträglich noch ein paar mehr

Um 19:00 Uhr ging der Bus zurück, ja ganz richtig, erneute fünf Stunden Fahrt. Wer jetzt mitgerechnet hat, darf sich zu Recht an Kopf fassen – für circa fünf Stunden Aufenthalt sind wir am Freitag zehn Stunden Bus gefahren. Aber ich finde, es hat sich sehr gelohnt!

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Wir haben uns unsere eigene Fusion gemacht, suckers!
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Eine Stadt voller Künstler und Designer
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Bunte Hauswände…
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…und geflieste Eingänge
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Pancho y la Reina

Am Samstag haben wir uns zu dritt in dem hippen Viertel condesa in einer Bar das Spiel angeschaut und waren mindestens so nervlich am Ende wie alle auf der Berliner Fanmeile…und auch am Sonntag haben wir zusammen mit einer französischen Freundin das Frankreich Island Spiel geguckt (obwohl ich ja für Island war :P) – um hier mal kurz die Frage zu beantworten, ob ich die EM trotzdem verfolge – looogo!

Ein weiteres kleines Wochenhighlight war der Samstagabend, an dem ich etwas unkoordiniert Freunde zum Essen eingeladen und im Endeffekt für 11 (!) Leute Kässpätzle und Apfelstrudel zubereitet hab – glücklicherweise wurde es ein voller Erfolg, bis auf die herrlichen Versuche der Mexikaner, zweier Jungs aus den Vereinigten Staaten und einem Irländer, das Wort „Kässpätzle“ auszusprechen. Aber gschmeckt hat’s allen sehr.

 

[1] So werden die Amerikaner hier genannt

 

 

FOTOS: ©Simon Heinken

Umbrüche

Auf einen Schlag kamen und kommen einige Veränderungen auf mich zu – neue Wohnung, neue Arbeit, Erkenntnisse über die ein oder andere Freundschaft zu manchen Mexikanern. Letzteres klingt vielleicht ein wenig deprimiert; Ich bin es auch ein bisschen. Manchmal machen es kulturelle Unterschiede in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen nicht einfach, Freundschaften zu schließen, die über ein oberflächliches „Man versteht sich gut“ hinausgehen, habe ich nun verstanden. Dafür habe ich auch gelernt, dass ich eine Handvoll Freunde gewonnen habe, die mir in den letzten Monaten sehr wichtig geworden sind und um die ich sehr froh bin. Danke! Auf viel weiteren schönen gemeinsamen Schabernack!

Apropos Freundschaften, Simon ist am Samstag aus Cuba zurückgekehrt und jetzt noch zwei Wochen in Mexiko Stadt, bevor er nach Deutschland zurückkehrt. Und wir haben ausgemacht, am Freitag nach San Miguel de Allende zu fahren (da solls schön sein, mehr weiß ich auch nicht hihi), weswegen der nächste Beitrag hoffentlich ein paar interessante Geschichten und schöne Fotos enthalten wird. Ich muss aber vorher erst einmal ganz dringend eine Hausarbeit schreiben (warum wundert keinen meiner Freunde dieser Satz aus meinem Mund?) und meine Motivation ist leider total im Keller. Über grantige Nachrichten, die mir signalisieren, dass ich endlich mal meinen Arsch hochkriegen und dieses Ding niederschreiben soll, würde ich mich freuen.

In Mexiko Stadt war diese Woche Einiges los, von Protestmärschen und Demonstrationen über Nachbarschaftsprojekte hin zur großartigen gay pride Parade am Samstag, bei der die LGBT Gemeinde und Freunde in bunten, farbenfrohen Kostümen gefeiert haben. Und wieder einmal fällt mir auf, dass Homosexualität hier wunderbar offen ausgelebt wird. Die Szene scheint mir hier präsenter als in Berlin und ich bin viel mehr Teil davon.

Vielen lieben Dank für eure Geburtstagswünsche, die mich wirklich sehr gefreut haben. Hier war es leider nicht so wunderbar warm wie in Deutschland, aber immerhin so um die 20 Grad und nur ein bisschen Nieselregen am Abend. Ich hab das ganze Wochenende gebührend getanzt und wenig geschlafen, was ich von Allen erwarte, die kommendes Wochenende auf die Fusion fahren! Ich wünsche euch eine wunderbare Woche ❤

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Eventuell etwas verkatert am Tag danach. Das sind keine Augenringe, das sind die Schatten großer Taten.

Heute nachdenklich und selbstkritisch – Mini-Exkurs Zufälle

Seit einigen Tagen beschäftigt mich eine Frage, die ich mir zuvor noch nicht gestellt habe: Bin ich unpolitisch? Ich glaube, dass ich darauf mit „Ja“ antworten muss.

Es fing mit einem zum Nachdenken anregenden Gespräch an, das ich vor einigen Tagen mit Hannas Mama (Hanna ist eine Freundin aus Berlin und ihre Eltern wohnen in Mexiko Stadt) geführt habe. „Man bekommt davon nichts mit.“, war der Kernsatz unserer Erkenntnis, dass wir von der Gewalt, dem undemokratischen Land, den Auseinandersetzungen der kriminellen Banden, dem narcotráfico, der Armut, den Ständeunterschieden – wo fängt diese Liste an, wo hört sie auf? – nichts bemerken. Wie ist das eigentlich möglich? Ich lebe jetzt seit drei Monaten hier, wie es scheint in einer Blase, gemütlich in den hippen Vierteln der Stadt herumhopsend, ohne mir bewusst zu sein, wie viel Kriminalität, Brutalität und Ungerechtigkeit hier jeden Tag passiert. Denn ich sehe davon nichts. Die Armut kann ich höchstens mal von der Ferne aus dem Auto heraus erahnen, wenn man Mexiko Stadt verlässt und an den Elendsvierteln vorbeifährt. Und von den kriminellen Machenschaften und Bandenkriegen bekommt man nichts mit, erst recht nicht, wenn man sicher nachts im uber nach Hause kutschiert wird. All die Nachrichten, die die Presse herausspuckt, all die Toten, all die Brutalität – wo passiert das? Und in wie weit erzählt mir die Presse die Wahrheit? Momentan gibt es große Aufruhre im Bundesstaat Oaxaca, wo eine Vereinigung von Lehrern gegen Reformen protestiert. Inzwischen gibt es mindestens sechs Tote – erschossen von Polizisten, die direkt auf die protestierende Menge geschossen hat. Das habe ich allerdings nicht aus offizieller Quelle erfahren, sondern von im Internet publizierten Videos, die diese von der Regierung unterstützten Gräueltaten beweisen (ein Polizeisprecher beharrt darauf, dass die Polizisten gar keine Waffen mit sich geführt hätten). Inzwischen haben auch einige Medien Videos und Artikel publiziert, in denen von den Schüssen der Polizisten die Rede ist, zum Beispiel la jornada. Oaxaca mit seinem großen Prozentsatz indigener Bevölkerung zählt zu den ärmsten Gegenden Mexikos – und was kenne ich davon? Den paradiesischen Strand, die Surfer, die günstige Happy Hour und gutes Essen. Ist das nicht paradox?

Ich bin unpolitisch, wenn ich in einem korrupten, undemokratischen Land lebe, meine Augen verschließe und mein gemütliches Leben mit all seinen Vorzügen genieße – meine Arbeit, mein Yoga, das Capoeira, das viele Ausgehen abends, das Reisen. Ja, es mag sein, dass die Meisten um mich herum auch in dieser Blase leben, aber macht es das besser? Meine Eindrücke dieser Stadt, dieses Landes, das ich schon so lieben gelernt habe, werden stets einseitig sein, weil ich es durch die Augen der weißen, privilegierten Europäerin sehe. Oder nicht?

Was heißt eigentlich politisch sein? An Demonstrationen teilnehmen, neue antikapitalistische Konzepte entwerfen und umsetzen, sich für seine Ideen einsetzen und diese mutig offiziell zu proklamieren? Und wie kann man „gut“ politisch sein?

Mir sind immerhin zwei Dinge eingefallen, die ich praktiziere und die man glaube ich als politisch bezeichnen kann:

1: Dass ich keine neue Kleidung kaufe, sondern nur secondhand, Flohmarkt und Freundin’s Kleiderschrank bediene – persönlicher, antikapitalistischer Miniboykott gegen die furchtbaren Arbeitsbedingungen der Kleiderindustrie und den Shoppingwahn der westlichen Welt

2: und dass ich seit nun 7 Jahren vegetarisch lebe und so immerhin ein winziges bisschen gegen die barbarische Massentierhaltung und alles, was mit dem Konsum von Fleisch zusammenhängt, protestiere.

Ich würde mich über Feedback und Anregungen freuen, von Allen, die sich besser auskennen, als politisch bezeichnen würden oder wissen, was es eigentlich heißt, politisch zu sein und die mir helfen können, zu verstehen, wie man tatsächlich etwas verändern kann und seinen Blickwinkel ändern kann. Danke!

 

 

Mini-Exkurs Zufälle

Am Wochenende sind mir gleich drei wundersame zufällige Begegnungen unterlaufen. Als Erstes werde ich auf der Straße mit einem „Julia!“-Ruf gestoppt – ein Mexikaner, den ich mal auf einem Konzert kennengelernt habe, spaziert eben mit seiner Mutter und ihrem Pudel durch genau die Straße, durch die ich gerade eile. Wir stellen fest, dass wir fast Nachbarn sind (ich bin vergangene Woche umgezogen) und verabreden uns für die Tage mal zum Pizzaessen im Restaurant seines Bruders gleich um die Ecke. Nachts bin ich unterwegs auf einer Party, die auf einem überdachten Parkplatz stattfindet – in einer Gegend, in der ich sonst nie bin – und laufe dort einem meiner neuen Mitbewohner über den Weg. Am Sonntagabend schließlich stehe ich im Kassenhäuschen unseres Theaters, um Karten zu verkaufen. Gezeigt wird an diesem Abend ein Stück unserer Schauspiel-Studenten, die in den letzten Monaten bei uns am Theater Schauspielunterricht genommen haben. Ich staune nicht schlecht, als eine Freundin vom Capoeira Karten kauft und finde heraus, dass ihre Schwester seit Monaten bei uns den Schauspielkurs belegt. Liebe Leute, diese Stadt hat über 20 Millionen Einwohner und ist wirklich enorm riesig – soll ich da noch an Zufälle glauben?

Ergänzungen zu letzter Woche (Vorsicht, dieser Beitrag ist ziemlich lame)

Geliebte treue Leser! Heute gibt es einen kurzísimen Eintrag, ich hoffe das nimmt mir keiner übel. Es gibt da noch ein paar Dinge, um die ich die Liste der letzten Woche gerne ergänzen würde.

1 Waffen

Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, wage ich zu behaupten, dass wir Deutschen zum Großteil mit Waffen wenig am Hut haben. Das höchste der Gefühle sind die sinnlosen Schießereien, die wir uns in der Glotze anschauen oder aber vielleicht tatsächlich mal eine am Gürtel steckende Dienstwaffe eines Polizisten. Hier dagegen muss ich mir fast täglich dicke grimmige Männer mit quer über der Brust positionierter Pumpgun anschauen, die Bankfilialen, Hotels, öffentliche Gebäude, Shopping Malls, Laster, Kleintransporte und allerhand von kleinen Geschäften bewachen. Ich habe mich daran immer noch nicht gewöhnt und finde den Anblick äußerst beunruhigend. Was hab ich letztens gelesen? You don’t fight for peace, you peace for peace…(Ich weiß noch nicht, ob ich den Spruch hervorragend oder doof finde…)

2 Verwirrende Namensgebung von Busstationen

Achtung Reisende, hier ein Tipp, der einem viel Verwirrung sparen kann: Busstationen haben auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterschiedliche Namen! Wenn man zum Beispiel mit dem wohlbekannten trolebús in den Norden möchte, steigt man bei Santa Cruz ein und bei Soria aus. Die selbe Strecke zurück beginnt man an der Haltestelle Morena, um sie bei Miguel Laurent zu beenden. Ich hatte eine mittelgroße Krise, als ich mich noch nicht so gut auskannte und dieses verwirrende System noch nicht durchschaut hatte.

3 Weil wir beim Thema Namen sind

Die Mexikaner haben teilweise für mich äußerst interessante und ungewöhnliche Namen, wie zum Beispiel Itzel (ein Frauenname). Weil es hier die Regel ist, zwei Vornamen und zwei Nachnamen zu haben, gibt es auch Kombinationen wie Michael Jordan [+ Nachname Nachname] oder Julio César [+ Nachname Nachnahme]. Beliebt sind außerdem Namen, die etwas auf Spanisch bedeuten, wie etwa Paloma (Taube). Am Strand habe ich ein Mädchen getroffen, das Arena (Sand) hieß; Mir wurde im Hostel erklärt, dass Namen wie Arena, Playa (Strand) oder Sol (Sonne) dort sehr geläufig sind. Ein ziemlicher Dauerbrenner ist Marisol (von mar y sol = Meer und Sonne) als Frauenname.

4 Die exzessive Verwendung des Diminuitivs

Im Spanischen kann man alles verniedlichen, wirklich ALLES. Zum Beispiel Farben „está verdecito, ¿lo ves?“ („Es ist grünchen, siehst du es?“). Oder das Wort „zusammen“, das im Yoga exzessiv doppelt verniedlicht wird: pies juntititos! Statt pies juntos! Sehr schön finde ich auch amigito/amigita.

Liebe Leute, ich muss aufgeben, mich übermannt die Müdigkeit, ich entschuldige mich für den schlaffen Eintrag und verspreche was Spannendes mit schönen Bildern für nächste Woche!

Mehr oder weniger lustige und interessante Fakten über CDMX und die Mexikaner Part I

Mehr oder weniger lustige und interessante Fakten über CDMX und die Mexikaner Part I

Da ich in meinen nun schon zweieinhalb Monaten hier (wow!) schon so einige interessante Dinge gelernt habe, dachte ich, ich starte mal eine Serie mit ein paar ersten, für uns Europäer vielleicht doch teilweise sehr ungewöhnlichen Fakten über die Stadt und ihre Bewohner. Die Liste werde ich ziemlich sicher bald mal fortsetzen.

1 Klopapier

Irgendwie hat es mich doch etwas überrascht, aber Mexiko ist hier genau gleich wie Kolumbien unterwegs: Benutztes Klopapier wird nicht in den Topf geworfen, sondern in einen separaten Mülleimer, und zwar immer und überall. An Orten mit größerem Tourismusaufkommen findet man auch in jeder Kabine ein Schild, das dies proklamiert. Anscheinend werden so Verstopfungen vermieden, da die Abflussrohre viel dünner sind.

2 Salsas

Sie dürfen zu keiner Mahlzeit fehlen, die vielen verschiedenen Saucen. Die Mexikaner peppen wirklich alles mit Sauce auf, nicht nur jedes mögliche Gericht, sondern auch zum Beispiel Chips, Popcorn oder Mangos. Ich bin ein großer Fan geworden, da es in allen Restaurants ein großes Angebot leckerer, hausgemachter salsas gibt. Grundsätzlich sind sie alle scharf, aber es gibt eine Faustregel: Grüne Saucen sind stets schärfer als rote!

3 Die morgendliche Toilette

Wer morgens mit den Öffentlichen unterwegs ist, sollte sich nicht wundern, dass eine große Anzahl an Frauen dort mit allerhand Dingen beschäftigt ist, die ich – wenn überhaupt – im Badezimmer erledige. Angefangen von Schminken (oh ja, sie haben meinen großen Respekt, in diesen Bussen bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, nicht auf den Boden oder auf andere Fahrgäste zu fallen…und die tragen ohne Wackeln Eyeliner auf! Übrigens machen ganz viele mit einem Löffel irgendwas Seltsames mit ihren Wimpern, irgendeine Ahnung was das sein könnte?) geht es weiter über Nagelpflege bis zum Haare stylen, und ich lüge nicht, da sitzen nicht wenige mit Lockenwicklern in der Bahn!

4 Erdbebenvorkehrungen

Neben dem uns bekannten „Verhalten bei Feuer“-Schild in öffentlichen Gebäuden hängt hier stets ein „Verhalten bei Erdbeben“-Schild, übrigens öfter einmal mit dem Piktogramm eines rennenden Männchens am Ende, das sagt puto el último („Der Letzte hat die Arschkarte“). Kleine Kostprobe des mexikanischen Humors am Rande. Das Spannende ist, dass es auf den Straßen überall große grüne und weiße Punkte mit Pfeilen gibt, sogenannte Treffpunkte. Im Fall eines schweren Erdbebens sollte man also möglichst auf einen dieser Punkte, da diese als die in der Umgebung sichersten Orte ausgerechnet worden sind.

5 Zum Dresscode

Lockere 35 Grad, kein Wölkchen am Himmel und die Sonne brennt fast im Zenit auf die Bewohner von Mexiko Stadt. Für na sagen wir 90-95% der Chilangos (so nennt man die Hauptstädtler hier in Mexiko) bedeutet das: Lange Hose, meist Jeans, geschlossene Schuhe oder Stiefel (ja, Stiefel, ich schwöre!) und auch gerne etwas Langärmeliges obenrum. Sommeroutfits sind hier nicht so der Renner, hab ich bemerkt. Ich versuche mich anzupassen, aber ich sag euch, es ist nicht einfach, da ich jeden Tag daran denken muss, dass bei solchen Temperaturen in Berlin halbnackt angesagt ist und wirklich jeder ein wenig komisch gucken würde, wenn man nicht mindestens 50% Haut zeigt. Zum Glück ist es jetzt endlich soweit, die

6 Regenzeit

hat begonnen und das mit den 35 Grad täglich kann ich mir wohl für die nächsten Monate abschminken. Abends in der Bahn dann. Ok der war schlecht, Verzeihung. Regenzeit bedeutet, dass es morgens heimtückisch schön ist und irgendwann tagsüber plötzlich die Welt untergeht oder aber, dass es morgens grau und eklig ist und pisst und nachmittags aus den Trümmern das Paradies entsteht. Hurra!

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Für was so eine Yogamatte nicht alles gut ist!

7 Anreden

Viel wichtiger als uns Deutschen ist den Mexikanern eine Anrede. Der Wachmann am Eingang zu meiner Arbeit begrüßt mich jeden Morgen mit buenos días, señorita!; Mit Fräulein werde ich auch in Banken, von Polizisten oder vom Uber-Fahrer angesprochen. Gewöhnlich bin ich jedoch güerita (die Blonde), daneben auch gerne mal mijita (meine Tochter), reina (Königin), muñeca (Puppe), nena (Babe), guapa/bonita/preciosa (Schöne) oder ähnliche Schmeicheleien. Wenn ich etwas von Jemandem auf der Straße will, rufe ich ihm amigo hinterher, der Kellner oder alles unter betuchtem Alter wird auch gerne joven (Junger Mann) genannt und das allergroßartigste: Der Vater und die Mutter laufen unter jefe/jefa (Chef/Chefin). Können wir das bitte in Deutschland einführen? Ey, was hat eigentlich deine Chefin zu deinem Tattoo gesagt? Mein Chef wäre nicht begeistert, Puppe, das kann ich dir sagen!

8 Öffentliche Uhren

gibt es in Mexiko nicht. Die Einzigen sind die an den Metrostationen, und auf die ist kein Verlass, oder ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, wie die zu lesen sind:

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9 Insurgentes

Funfact: Die Avenida de los Insurgentes ist mit 28,8 km eine der längsten Straßen der Welt und führt durch Mexiko Stadt.

http://www.nationalgeographic.com.es/viajes/las-diez-avenidas-mas-largas-del-mundo_9204/4

10 „Nein“

Ohne hier jetzt ein gemeines Sterotyp aufbauen zu wollen, muss ich mich manchmal ein kleines bisschen ärgern. Ein Großteil der Mexikaner, die ich bisher kennengelernt habe, sagt nicht so gerne „nein“. Sie schreiben dann entweder nicht zurück oder flüchten sich in eine Ausrede oder sagen „Ja“ und meinen „Nein“. Ähnlich ist es, wenn man auf der Straße jemanden nach dem Weg fragt: Man wird niemals zur Antwort bekommen „Oh Verzeihung, das weiß ich nicht“. Wer die Antwort nicht weiß, sagt einfach irgendeine Richtung, nach dem Motto alle Wege führen nach Rom.

11 Tanzfreudigkeit

Dafür muss ich einem anderen Vorurteil, das ich in meinem Blog aufgebaut habe, etwas Wind aus den Segeln nehmen: Ja, es stimmt, die Mexikaner sind nicht das tanzfreudigste Völkchen, was mir je begegnet ist (Das sind und bleiben nun mal meine geliebten Kolumbianer! Ist so! Kann jeder bestätigen, der einen Kolumbianer kennt <3), aber: Wenn man sie einmal zu Tanzen bewegt hat, dann sind sie nicht mehr aufzuhalten! Da hab ich in letzter Zeit das ein oder andere Mal nicht schlecht gestaunt, als ich das bemerkt hab. Und ich irgendwann platt in der Ecke saß und ein Päuschen gemacht hab, während die Mexikaner unermüdlich die Hüften geschwungen haben. Hut ab!

12 Pärchen

In einer der größten Städte der Welt (Mexiko City belegt momentan je nach Ranking Platz vier oder sechs mit zwischen 21,6 und 23,3 Millionen Einwohnern) gibt es verständlicherweise auch eine ganze Menge verliebter Pärchen. Und sie sind überall! Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht allzu viel von übertrieben aufeinanderklebenden Pärchen halte, aber hier sehe ich mich gezwungen, zu lernen, damit umzugehen. Liebe ist ja auch was schönes, aber ich sag euch, so viele Pärchen überall würden auch den größten Rosamunde Pilcher Fan etwas aus der Fassung bringen. Das Schöne ist: Unter den wild knutschenden, Parkbänke besetzenden, Metrostationen infiltrierenden, sich gegenseitig in den Restaurants fütternden und händchenhaltend-Liebesschwüre säuselnden Pärchen gibt es ganz viele gleichen Geschlechts. Zu meiner großen Freude habe ich gelernt, wie cool, frisch und modern Mexiko Stadt mit Homosexualität umgeht (Oh ja liebes Deutschland, hier darf man heiraten! Just saying!!) und wie offen man sich hier ausleben kann. Tolles Mexiko!

Ahhh Sooorrryyyy!!

Der heutige Beitrag muss leider wegen Schreibblockade kombiniert mit großer Faulheitsattacke entfallen…ich bitte um Entschuldigung und melde mich hoffentlich diese Woche noch, ansonsten wie gewohnt wieder Montagabend (Dienstagmorgen in Europa) mit frischem Elan 😀

Aus dem Alltag der Señorita J.S.

Aus dem Alltag der Señorita J.S.

Um 7:15 Uhr klingelt der Wecker, J.S. quält sich aus dem Bett, wirft ihre Siebensachen zusammen und verlässt das Haus in Richtung trolebús Station. Der trolebús hat zwei Vorteile und 724 Nachteile. Zu Ersteren: Er wird elektrisch betrieben, hat also somit eine Null-Schadstoff-Bilanz und er ist momentan gratis (zumindest auf einigen Strecken). Dies rührt daher, dass aufgrund der großen Luftverschmutzung alle Autos ein bis zwei Tage die Woche Fahrverbot haben, weshalb die Regierung den Bewohnern mit der Aufhebung der Fahrpreise für den trolebús entgegenkommen wollte. Leider ist dieser ranzige, heruntergewirtschaftete Bus grundsätzlich überfüllt bis zum Schlechtwerden; Man muss sich beim Warten in eine Schlange einreihen, die meist so lange ist, dass sie einen U-turn um die Haltestelle macht. Je nach Überfüllung kommt es häufig vor, dass der Bus ohne zu Halten vorbeirauscht und zwanzig Meter weiter nur Leute aussteigen lässt. Außerdem ist es erstaunlich, wie die Fahrer auf einer schnurgeraden Strecke (Eje central/Lázaro Cárdenas) diesen Bus und seine Insassen durch ihre Fahrweise malträtieren. Aber gut, seitdem J. weiß, dass man hier einen Führerschein einfach beantragt und bezahlt, ist ihr so Einiges klargeworden. So, genug der Ausschweifungen. J. yogiert also ihre morgendlichen Aggressionen auf den trolebús weg, nachdem sie eine ausführliche Runde die beiden Studiohunde Lea und Chewbacca gekrault hat (ehrlich gesagt sehen allerdings beide aus wie Chewbacca)…

Danach holt sie sich mit ziemlicher Sicherheit einen Orangen-Grapefruit-Saft an der Straße, versendet eine inhaltsfreie Sprachnachricht an Miriam und macht sich auf den Weg in die Arbeit. Es hat inzwischen schon an die 30 Grad, aber im Büro ist es etwas kühler. Alondra, ihre Kollegin (siehe oben im Beitragsbild), erzählt von ihrem gestrigen Abend, während beide semimotiviert ihre Computer anschmeißen. Zahlreiche Anrufe und Mails bei Journalisten, Pressemitarbeitern, Schauspielern und solchen, die sich für welche halten, Sängern, Regisseuren, Workshop-Koordinatoren und sonst noch wem, zwei Gängen zum Copyshop, einer Neubestückung des Glaskastens außen mit aktuellen Postern der Stücke, einem persönlichen Gespräch mit einem Schauspieler, einem Ausglätten einer Beschwerde zweier verfeindeter Besetzungen verschiedenen Aktualisierungen der Webseite und einigen lustigen Youtube-Videos oder Facebook-Stalking-Expeditionen später holt J. und Alondra der Hunger ein. Es braucht nur einen wissenden Blickaustausch, um das Mittagessen zu klären – mindestens zweimal pro Woche spazieren die beiden zur Glorieta de los Insurgentes, wo es einen Stand mit veganen Tacos und Sandwiches gibt, um den sich meist eine Traube alternativer Mexikaner schart – unter diesen auch J. und Alondra – um sich mit veganen Würstchen, veganem Schnitzel oder veganen Taco-Fleischstückchen den Bauch vollzuschlagen.

vegane Tacos
Gatorta heißt der Stand. Vorne in den Schüsseln sind Kartoffeln, Nopales (Kaktus), Zwiebeln, Saußen,…wovon man sich noch ordentlich auftun kann, obwohl die Portionen eh schon üppig sind
Tacos II
100% vegan

Zur unverzichtbaren Tagesroutine gehört auf jeden Fall ein Plausch mit der unglaublich lieben und witzigen Putzfrau auf der Arbeit und eine dicke Kuschelattacke mit dem wohl zauberhaftesten Hund aller Zeiten, Bruno, der dem Ober-Ober-Mufti der casa fusión gehört.

Auf dem Nachhauseweg stoppt das Fräulein J. noch beim tianguis, dem Wochenmarkt gleich um die Ecke. „Was werden Sie mitnehmen? Was geben wir Ihnen, güerita?“, schallt es J. entgegen. Zur Erklärung: güero bzw. güera ist das mexikanische Slang-Wort für „blond“/“blonde Person“ (Das ü wird wie ein u ausgesprochen – ein seltener Fall eines ü im Spanischen, dessen Erklärung hier jetzt aber den Rahmen sprengt). Frischer Spinat, Tomaten, queso de Oaxaca, die obligatorischen Avocados – bitte eine zum heute Essen und zwei für in ein paar Tagen; Welche Mangos sind am süßesten? Ohne Tüte! Ooooh-ohhne Tüte!! (Flashbacks vom Maybachufer drängen sich J. vors innere Auge). Für die Ersparnis der Tüte bekommen Sie noch zwei Bananen geschenkt, Señorita. Danke, bis später dann (man sieht sich vermutlich nie wieder). Ja bis später, passen Sie auf sich auf, auf dass es Ihnen gut gehen möge. Gleichwohl!

Zuhause wird das frische Gmias gleich in ein Abendessen verwandelt; Inzwischen regnet es in Strömen. Wer schreibt? Ob man noch ein Bierchen trinken gehen möchte? Ja selbstverständlich. Um 9? Ja das passt perfekt. Um 22:10 Uhr trifft J. in der Bar ein, ihre Freunde sind vor fünf Minuten angekommen und haben noch nicht mal Getränke vor der Nase. Das wird aber schnell geändert und ein paar Bierchen und einen Mezcal später stellt man erschrocken fest, dass es schon wieder spät geworden ist. Per Uber geht es nach Hause, wo eine angeheiterte J. den Fahrer fröhlich zuplappert, der den Wortschwall mit einem geduldigen Lächeln quittiert. Gute Nacht Señorita! Ja gute Nacht, passen Sie auf sich auf!

Ich hoffe, dieser Beitrag war nicht allzu fad, aber falls doch, hab ich hier noch ein Bild, das ich sehr interessant finde. Es beschreibt die Größendimension Mexikos und deutet an, wie vielfältig dieses Land ist. Man betrachte es sozusagen wie eine 9Gag Kartoffel.

How big is México?