Ahhh Sooorrryyyy!!

Der heutige Beitrag muss leider wegen Schreibblockade kombiniert mit großer Faulheitsattacke entfallen…ich bitte um Entschuldigung und melde mich hoffentlich diese Woche noch, ansonsten wie gewohnt wieder Montagabend (Dienstagmorgen in Europa) mit frischem Elan 😀

Aus dem Alltag der Señorita J.S.

Aus dem Alltag der Señorita J.S.

Um 7:15 Uhr klingelt der Wecker, J.S. quält sich aus dem Bett, wirft ihre Siebensachen zusammen und verlässt das Haus in Richtung trolebús Station. Der trolebús hat zwei Vorteile und 724 Nachteile. Zu Ersteren: Er wird elektrisch betrieben, hat also somit eine Null-Schadstoff-Bilanz und er ist momentan gratis (zumindest auf einigen Strecken). Dies rührt daher, dass aufgrund der großen Luftverschmutzung alle Autos ein bis zwei Tage die Woche Fahrverbot haben, weshalb die Regierung den Bewohnern mit der Aufhebung der Fahrpreise für den trolebús entgegenkommen wollte. Leider ist dieser ranzige, heruntergewirtschaftete Bus grundsätzlich überfüllt bis zum Schlechtwerden; Man muss sich beim Warten in eine Schlange einreihen, die meist so lange ist, dass sie einen U-turn um die Haltestelle macht. Je nach Überfüllung kommt es häufig vor, dass der Bus ohne zu Halten vorbeirauscht und zwanzig Meter weiter nur Leute aussteigen lässt. Außerdem ist es erstaunlich, wie die Fahrer auf einer schnurgeraden Strecke (Eje central/Lázaro Cárdenas) diesen Bus und seine Insassen durch ihre Fahrweise malträtieren. Aber gut, seitdem J. weiß, dass man hier einen Führerschein einfach beantragt und bezahlt, ist ihr so Einiges klargeworden. So, genug der Ausschweifungen. J. yogiert also ihre morgendlichen Aggressionen auf den trolebús weg, nachdem sie eine ausführliche Runde die beiden Studiohunde Lea und Chewbacca gekrault hat (ehrlich gesagt sehen allerdings beide aus wie Chewbacca)…

Danach holt sie sich mit ziemlicher Sicherheit einen Orangen-Grapefruit-Saft an der Straße, versendet eine inhaltsfreie Sprachnachricht an Miriam und macht sich auf den Weg in die Arbeit. Es hat inzwischen schon an die 30 Grad, aber im Büro ist es etwas kühler. Alondra, ihre Kollegin (siehe oben im Beitragsbild), erzählt von ihrem gestrigen Abend, während beide semimotiviert ihre Computer anschmeißen. Zahlreiche Anrufe und Mails bei Journalisten, Pressemitarbeitern, Schauspielern und solchen, die sich für welche halten, Sängern, Regisseuren, Workshop-Koordinatoren und sonst noch wem, zwei Gängen zum Copyshop, einer Neubestückung des Glaskastens außen mit aktuellen Postern der Stücke, einem persönlichen Gespräch mit einem Schauspieler, einem Ausglätten einer Beschwerde zweier verfeindeter Besetzungen verschiedenen Aktualisierungen der Webseite und einigen lustigen Youtube-Videos oder Facebook-Stalking-Expeditionen später holt J. und Alondra der Hunger ein. Es braucht nur einen wissenden Blickaustausch, um das Mittagessen zu klären – mindestens zweimal pro Woche spazieren die beiden zur Glorieta de los Insurgentes, wo es einen Stand mit veganen Tacos und Sandwiches gibt, um den sich meist eine Traube alternativer Mexikaner schart – unter diesen auch J. und Alondra – um sich mit veganen Würstchen, veganem Schnitzel oder veganen Taco-Fleischstückchen den Bauch vollzuschlagen.

vegane Tacos
Gatorta heißt der Stand. Vorne in den Schüsseln sind Kartoffeln, Nopales (Kaktus), Zwiebeln, Saußen,…wovon man sich noch ordentlich auftun kann, obwohl die Portionen eh schon üppig sind
Tacos II
100% vegan

Zur unverzichtbaren Tagesroutine gehört auf jeden Fall ein Plausch mit der unglaublich lieben und witzigen Putzfrau auf der Arbeit und eine dicke Kuschelattacke mit dem wohl zauberhaftesten Hund aller Zeiten, Bruno, der dem Ober-Ober-Mufti der casa fusión gehört.

Auf dem Nachhauseweg stoppt das Fräulein J. noch beim tianguis, dem Wochenmarkt gleich um die Ecke. „Was werden Sie mitnehmen? Was geben wir Ihnen, güerita?“, schallt es J. entgegen. Zur Erklärung: güero bzw. güera ist das mexikanische Slang-Wort für „blond“/“blonde Person“ (Das ü wird wie ein u ausgesprochen – ein seltener Fall eines ü im Spanischen, dessen Erklärung hier jetzt aber den Rahmen sprengt). Frischer Spinat, Tomaten, queso de Oaxaca, die obligatorischen Avocados – bitte eine zum heute Essen und zwei für in ein paar Tagen; Welche Mangos sind am süßesten? Ohne Tüte! Ooooh-ohhne Tüte!! (Flashbacks vom Maybachufer drängen sich J. vors innere Auge). Für die Ersparnis der Tüte bekommen Sie noch zwei Bananen geschenkt, Señorita. Danke, bis später dann (man sieht sich vermutlich nie wieder). Ja bis später, passen Sie auf sich auf, auf dass es Ihnen gut gehen möge. Gleichwohl!

Zuhause wird das frische Gmias gleich in ein Abendessen verwandelt; Inzwischen regnet es in Strömen. Wer schreibt? Ob man noch ein Bierchen trinken gehen möchte? Ja selbstverständlich. Um 9? Ja das passt perfekt. Um 22:10 Uhr trifft J. in der Bar ein, ihre Freunde sind vor fünf Minuten angekommen und haben noch nicht mal Getränke vor der Nase. Das wird aber schnell geändert und ein paar Bierchen und einen Mezcal später stellt man erschrocken fest, dass es schon wieder spät geworden ist. Per Uber geht es nach Hause, wo eine angeheiterte J. den Fahrer fröhlich zuplappert, der den Wortschwall mit einem geduldigen Lächeln quittiert. Gute Nacht Señorita! Ja gute Nacht, passen Sie auf sich auf!

Ich hoffe, dieser Beitrag war nicht allzu fad, aber falls doch, hab ich hier noch ein Bild, das ich sehr interessant finde. Es beschreibt die Größendimension Mexikos und deutet an, wie vielfältig dieses Land ist. Man betrachte es sozusagen wie eine 9Gag Kartoffel.

How big is México?

Chiapas: Urlaubsreport Part II

Chiapas: Urlaubsreport Part II

Vielleicht sollte ich ab sofort stets meine Blogeinträge im Stile von Tausendundeiner Nacht an einem (mittelmäßig) spannenden Moment aufhören lassen, vielleicht liest dann auch jemand außer Mama und Miriam mal einen Eintrag hihihi. Also im Ernst, ich bedanke mich hier jetzt mal ganz herzlich für eure treue Leserschaft und das süße Feedback, dass ich immer von euch zweien bekomme! Danke für die tollen Vibes!

So, hier die Fortsetzung: Wir standen also nachts um 2:30 Uhr im gottverlassenen Tuxtla, und wie wohl alle wissen, ist das eine ganz ätzende Zeit, um wach zu sein, wenn man vorher mehr oder weniger pennen oder zumindest dösen konnte. Ein kurzer Gang zu den beiden Hotels in der Nähe des Busbahnhofs endete in leichter Resignation, sie waren für unser Backpacker-Budget viel zu teuer. Doch der Pförtner im zweiten Hotel konnte uns interessanterweise weiterhelfen, er kenne da eine bezahlbare Absteige, da sollen wir es doch mal versuchen. Wir also ins Taxi und zu besagtem Ort, der sich als ideal entpuppte: Eine vollkommen räudige Absteige, in der man ohne viele Fragen zahlt und einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekommt – ein ranziges Bumshotel, wie es im Buche steht. Das implizierte glücklicherweise ein sehr großes Bett, in das wir ohne großes Federlesen und Beschwerde fielen, obwohl sowohl die Matratze als auch die Kissen aus Beton gemacht zu sein schienen. Ein weiteres special feature waren die Fensterscheiben, sie fehlten nämlich. Nicht weiter schlimm, da ja nur genau vor unserer Absteige eine Autobahn dröhnte. Ich habe dann im Eilverfahren eine Taktik entwickelt, die darin bestand, auf dem Bauch schlafend (die berühmte Julia-Bauchlage) ein Ohr in die Matratze zu pressen und auf das andere Ohr das Kopfkissen zu drücken, was mir immerhin zu zwei, drei Stündchen Schlaf verholfen hat. Kurz und gut, es war nicht unsere erholsamste Nacht, aber auf jeden Fall eine recht amüsante Aktion. Mehr oder weniger fit ging es morgens dann nach Chiapa de Corzo, wo wir eine Bootstour durch den cañon de sumidero gemacht haben. Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Schlucht, die an der höchsten Stelle Tausend Meter in die Höhe ragt. Zu sehen gab es allerhand wilde Tiere, allen voran Vögel, daneben auch ein paar spider monkeys und zwei dicke Krokodile. Allerdings wäre die Tour nicht halb so cool gewesen, wenn wir nicht allerhand Blödsinn geschwätzt, Schabernack auf dem Boot getrieben und dabei so viel gelacht hätten…die richtigen Leute machen einfach so viel aus. Danke Jungs!

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Die Schlucht
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Uns gibts nur in völlig gaga
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Mein absolutes Highlight der Bootstour

Nachmittags ging es weiter nach San Cristobal de las Casas, das auf 2000 Metern liegt. Puh ich sag euch, mir war den Rest des Tages ordentlich schwindelig bei dem Höhenanstieg. Aber diese Stadt ist wirklich ganz wundervoll, und so wandelten wir am Wochenende auf den Spuren der indígenas, die dort oder in den Bergen in der Umgebung der Stadt wohnen und sich durch ihre traditionellen Gewänder und Frisuren auszeichnen – bei den Frauen klassischerweise zwei lange, dicke Zöpfe. Zwei Stämme sind in dieser Umgebung anzutreffen, die Tzotziles y die Tzeltales, und für mich war es eine neue, wundersame Erfahrung, in Mexiko auf dem Markt eine andere Sprache als Spanisch zu hören. Mehr noch, manche der älteren Frauen sprachen sogar ziemlich gebrochenes Spanisch, da ihre Muttersprache das Tzotzil ist und sie genau wie wir Spanisch als Fremdsprache lernen müssen. Am Sonntag ging es auf Pferderücken nach Chamula, einem pueblo indígena in der Nähe der Stadt. Auf diesem Ausritt fing es in Strömen an zu regnen, und da unter den Reitern fast nur Anfänger waren, ging es im Schritttempo unter der Sintflut durch die Natur. Durchgeweicht und triefend entschieden wir uns bei unserer Ankunft, eine Führung durch die Kirche mitzumachen, die auch wirklich interessant war. Der Glaube schien mir ein bisschen eine Mischung von Katholizismus und Naturreligion, bei der auch hin und wieder für die Heilung gewisser Krankheiten Hühner in einer strengen Zeremonie in der Kirche geopfert werden. Obwohl es inzwischen aufgehört hatte zu regnen, wollte unser Ausritt-Trüppchen lieber per Bus zurück nach San Cristobal de las Casas, außer mir, die ich große Lust auf reiten hatte. Matthias schloss sich mir spontan an, und so kehrten wir zu den Pferden zurück, um unseren beiden Führern mitzuteilen, dass außer uns keiner Lust gehabt hätte, klatschnass und frierend zurückzureiten. Und das war unser großes Glück. Die beiden Führer banden alle Pferde zusammen und blieben mit dem „Schwarm“ etwas zurück, während Matthias und ich zu zweit vorausritten, und zwar in ordentlichem Trab und sogar ein Stückchen im Galopp (Sooooooo geil!). Da der Regen aufgehört hatte, bekamen wir nun auch etwas von der unbeschreiblichen Landschaft mit, die sich vor uns erstreckte – Hügel, Berge, grünste Felder und überall die indígenas in ihren Gewändern beim Ernten. War das vielleicht schön!

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Tornado, Simons Pferd
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Die Kirche in Chamula, innen durfte man leider keine Bilder machen…da war es ganz toll, mit tausend Kerzen

Den Sonntagabend haben die Jungs und ich bei einem feinen Italiener mit einer Flasche Wein ausklingen lassen, und dann hieß es Abschied nehmen von den zwei besten Freunden, die ich bisher in Mexiko Stadt hatte. So gingen wir auseinander, ich über Nacht zurück nach Mexiko Stadt und die beiden weiter auf Reisen. Jungs, ich freue mich jetzt schon auf unser Wiedersehen in Berlin, da setzen wir den ganzen Schabernack fort! ❤

 

Oaxaca: Urlaub am Pazifik Part I

Oaxaca: Urlaub am Pazifik Part I

„Wir fahren an den Strand! Wir fahren an den Strand!“, schrie ich im Minutentakt am Samstag Nachmittag auf so ziemlich jede Frage, die man mir stellte, etwas sinnvoll Kommunikatives war aus mir nicht herauszubekommen, bis wir abends im Bus auf dem Weg nach Puerto Escondido saßen. Während der zwölfstündigen Fahrt malte ich mir aus, wie toll es an der Pazifikküste werden könnte, und die vergangene Woche war noch viel großartiger als alles, was ich mir vorgestellt hatte. In Puerto Escondido quartierten Simon (von dem übrigens wieder die tollen Bilder stammen!) und ich uns in einem wundervollen vegetarisch/veganem Hostel ein, von dem aus man in drei Minuten am Strand war und stürmten erstmal in den gar nicht so friedlichen Pazifik – für mich die erste Berührung mit diesem Meer. Ach es ist wirklich unbeschreiblich schön, die Hitze (Temperaturen wie im Yogaraum!), das Meer, frische Kokosnüsse, Mangobäume, Geckos, immer wieder das Meer, entspannte Menschen, frisches Obst, am Strand entlang reiten, Wellen, Sonne, Sand, …

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Das Hostel in Puerto Escondido
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Ein Bild spricht mehr als tausend Bildunterschriften
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Die zehnte Kokosnuss heute

Puerto Escondido ist ein beliebter Surfspot, und obwohl ich mich noch nicht selbst aufs Brett getraut habe, war ich eine begeisterte Zuschauerin.

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Von dort aus ging es weiter nach Mazunte, einem wirklich paradiesischem Ort am Meer mit gerade einmal fünfhundert Einwohnern und gefühlt dreimal so vielen Aussteigern und Hippies, die dort veganes Eis verkaufen (oder essen) oder sich in einem der Yogazentren harmonisieren, wodurch der Ort und seine guten Vibes Festivalstimmung aufkommen lassen. Dadurch, dass gerade Nebensaison ist, kamen wir auch noch in den Genuss leerer Strände. Ein kleines Highlight war ein Temazcal Ritual, das zufälligerweise abends bei unseren cabañas stattfand. In einer winzigen Lehmhöhle, die stockdunkel ist, werden saunaähnliche Aufgüsse mit aromatischen Kräutern gemacht, dazu wird teilweise gesungen. Es wurde ordentlich heiß und esoterisch – ich bin gerade etwas faul, die durchaus spannenden Einzelheiten des Rituals wiederzugeben, möchte aber für alle, die es näher interresiert, auf einen wunderbaren Blogeintrag von Lena verweisen, die in ihrem Auslandsjahr in Mexiko auch ein Temazcal mitgemacht hat: https://lenaguayaba.wordpress.com/2014/10/15/en-el-temazcal

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Das Temazcal bei Tageslicht
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Bevor es zum Schwitzen in die Höhle geht, werden bei einem Lagerfeuer Steine zum Glühen gebracht, mit denen dann der Aufguss gemacht wird

Endlich bekamen wir Zuwachs vom Nachzügler Matthias, der das Dreamteam komplettierte. Aus einem Strudel an interessanten, komischen, witzigen, sympathischen und erstaunlichen Begegnungen und Geschichten, die wir erlebt haben oder die uns erzählt wurden, möchte ich zumindest eine herausgreifen: In unserer cabaña, die man über eine steile Treppe erklettern musste, hatte sich eine zierliche und zuckersüße Katze einquartiert, vermutlich weil es bei uns die größten, saftigsten Ameisen gab und ein leichtes Windchen die Hitze etwas in Bann hielt. Und jetzt kommt’s. Neben der Hütte, in der wir in Mazunte genächtigt haben, stand ein buntbemaltes Wohnmobil, das einem Engländer namens Nicky gehörte. Dieses hatte er sich in San Francisco zugelegt und seine Reise in den Süden durch die USA Richtung Mexiko angetreten. In seiner ersten Woche in Mexiko kam besagtes Kätzchen abends mit in seinen Wohnwagen und machte es sich dort gemütlich, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Das war vor vier Monaten, seitdem reist die Katze mit Nicky in seinem Wohnmobil durch Mexiko. An jedem Ort wird ein paar Tage gestreunert, aber sobald Nicky sich zum Aufbruch bereit macht, kommt die Kleine und fährt weiter mit. Und jetzt soll mir einer ankommen und sagen, dass das keine großartige Geschichte ist!

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Nickys Wohnmobil

Bei einer frühmorgentlichen Bootstour konnten wir riesige Wasserschildkröten und viele viele Delfine bestaunen, von denen manche zum Handausstrecken nah ans Boots kamen. Gegen Ende der Tour durften wir noch in einem kleinen Riff schnorcheln und allerlei kunterbunte, exotische Fische beobachten.

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Der Ausblick von punta cometa, wo es wohl unglaubliche Sonnenuntergänge geben soll, als wir kamen, wars aber wie man sieht bewölkt
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Ausblick von unserer cabaña
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Eine unschlagbar gute und günstige Happy Hour
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Ein bisschen Strandyoga
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Verkostung vom geilen veganen Eis

Zum Abschluss des Strandlebens waren wir noch schnorcheln im Riff einer kleinen Bucht namens San Augustin, wo das absolute Highlight ein kompletter Fischschwarm aus gelb-blauen Fischen war, die uns einfach mitschwimmen und –tauchen haben lassen.

Nach Oaxaca (alles bis zu diesem Zeitpunkt der Reise lag in diesem Bundesstaat) ging es am Freitagabend weiter nach Chiapas. Leider war unsere Busfahrt zeitlich etwas ungünstig gelegen, sodass wir etwas überraschend nachts um 2:30 Uhr in Tuxtla (Landeshauptstadt von Chiapas, hässlich wie die Nacht finster) ankamen. Da standen wir, vollkommen umnächtigt und verpeilt, mit unseren Rucksäcken in einer finsteren, komplett ausgestorbenen Stadt und fragten uns, was nun? Die Fortsetzung der Geschichte und noch viel mehr schöne Fotos folgen morgen Abend im Part II!

Teotihuacan

Teotihuacan

Dieser aus dem Nahuatl stammende, für unsere Ohren befremdlich klingende und für unsere Köpfchen schwer zu merkende Name steht für ein ganz besonderes UNESCO Weltkulturerbe: Ein nah an Mexiko Stadt gelegenes Dorf, das für seine prähispanischen Pyramiden bekannt ist. Übersetzt bedeutet Teotihuacan ungefähr so etwas wie „Stadt der Götter“, was äußerst passend zum spirituell angehauchten Tagesausflug passt, den Simon, Matthias und ich am Sonntag dorthin unternommen haben. Wem der folgende Bericht zu informativ ist, der kann Bildchen gucken und sich an unseren mit viel Herzblut fabrizierten Selfies erfreuen:

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Läuft bei uns.
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Die Pose war beeindruckend. Ich habe einfach nur zu spät auf den Auslöser gedrückt
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Die Capoeira-Profis hauen ihre Moves raus

Die Pyramiden haben uns ziemlich beeindruckt – und das nicht nur bei Ankunft, sondern den ganzen Tag über, den wir uns dort aufgehalten haben. Neben den zwei Großen, der pirámide de la luna und der besonders imposanten pirámide del sol bietet das Areal mit weiteren bestimmt zwanzig kleineren Pyramiden in der Funktion von Tempeln auf, deren wichtigste el templo de Quetzalcóatl ist. Zeitlich bewegen wir uns bei der Errichtung dieser Werke um etwa 100 vor Christus, als sich dort eine Stadt formierte und in Zuge dessen der Bau begann.

Von der pirámide de la luna erstreckt sich von Norden nach Süden kilometerweit eine Straße namens la calzada de los muertos, an der unter Anderem die pirámide del sol und der templo de Quetzalcóatl liegen (siehe Beitragsbild).

Mit einer Höhe von 63 Metern und einem fast quadratischen Grund von 225 Metern pro Seite ist die pirámide del sol das zweitgrößte Gebäude Mesoamerikas und fällt dimensionstechnisch in eine Kategorie mit der Cheops-Pyramide in Ägypten:

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Nach dem Besteigen der Mondpyramide haben wir uns eine der kleineren Tempel-Pyramiden vorgenommen, da dort sonst niemand war und man oben bei hochsommerlichen Temperaturen mit frischem Windchen prima chillen konnte. Die Steine waren so angenehm warm von der Sonne, dass wir uns alle boca arriba[1] hingeflätzt haben. Ich sags euch, in kann Geckos gut verstehen, die wissen, was gut tut. Wie wir da wie die Seesterne auf der Pyramide in der Sonne brutzelten, bekamen wir Besuch von einem heraufgekletterten Mexikaner, der uns mit der Frage begrüßte, ob wir uns gerade harmonisierten. Dass wir dies spontan bejahten, nahm der Gute als positives Anzeichen dafür, uns in ein längeres spirituelles Gespräch zu verwickeln, in dem wir einiges über unseren inneren Krieger erfuhren. Aber nicht nur darüber, sondern auch über die Götter und die göttliche Energie des Ortes, über die Verbindung des Weiblichen und des Männlichen, über das Jahr (wir befinden uns in einem Jahr des Erd-Elements) und über das Harmonisieren und Meditieren. Wir lernten, dass man vor Besteigen jeder Pyramide die Götter um Erlaubnis fragen solle und dann in Zickzack nach oben, aber insbesondere im Zickzack nach unten steigen soll, damit man der Energie niemals den Rücken kehrt. Zu guter Letzt lud er uns zu einer Meditation auf der Mondpyramide ein, die er in Bälde (das berühmte ahorita) leiten würde. Dieser Einladung kamen wir zwar nicht nach, dafür hielten wir uns für den Rest des Tages an das Auf- und Absteigen im Zickzack und fragten die Götter um Erlaubnis, bevor wir auf die Sonnenpyramide stiegen (wir warteten sogar ein paar Minuten auf ein Zeichen, dass uns den Aufstieg verweigern könnte. Kam nix. Daraus schlossen wir, dass die Götter sind uns gnädig gestimmt wären – verdammt Miriam, welcher Konjunktiv kommt hier?).

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Die pirámide de la luna von nah …
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… und von der pirámide del sol aus betrachtet
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Matthias und Simon beim harmonisieren
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Sonnenverehrung auf der Sonnenpyramide

Vollkommen harmonisiert und energetisiert ging es abends nach dem fabelhaften Ausflug zurück nach CDMX, wo wir das Wochenende bei Kartoffelbrei, Röstzwiebeln und Tatort ausklingen haben lassen.

Zu guter Letzt eine kleine Sneak-Preview: Besagtes Dreamteam dieses Eintrages fährt ab Samstag an den Strand! Deswegen gibt es nächsten Montag keinen Eintrag, dafür dann in zwei Wochen hoffentlich ein paar nice Strandbilder … vielleicht schaffe ich diese Woche sogar einen außerplanmäßigen Kurzeintrag, wenn mir was spannendes einfällt. Einen ganz besonders energetisch-harmonisierten Gruß nach Europa ❤

 

[1] wörtl.: Mund oben (also in Rückenlage). Hach das Spanische ist einfach so putzig