Da ich in meinen nun schon zweieinhalb Monaten hier (wow!) schon so einige interessante Dinge gelernt habe, dachte ich, ich starte mal eine Serie mit ein paar ersten, für uns Europäer vielleicht doch teilweise sehr ungewöhnlichen Fakten über die Stadt und ihre Bewohner. Die Liste werde ich ziemlich sicher bald mal fortsetzen.

1 Klopapier

Irgendwie hat es mich doch etwas überrascht, aber Mexiko ist hier genau gleich wie Kolumbien unterwegs: Benutztes Klopapier wird nicht in den Topf geworfen, sondern in einen separaten Mülleimer, und zwar immer und überall. An Orten mit größerem Tourismusaufkommen findet man auch in jeder Kabine ein Schild, das dies proklamiert. Anscheinend werden so Verstopfungen vermieden, da die Abflussrohre viel dünner sind.

2 Salsas

Sie dürfen zu keiner Mahlzeit fehlen, die vielen verschiedenen Saucen. Die Mexikaner peppen wirklich alles mit Sauce auf, nicht nur jedes mögliche Gericht, sondern auch zum Beispiel Chips, Popcorn oder Mangos. Ich bin ein großer Fan geworden, da es in allen Restaurants ein großes Angebot leckerer, hausgemachter salsas gibt. Grundsätzlich sind sie alle scharf, aber es gibt eine Faustregel: Grüne Saucen sind stets schärfer als rote!

3 Die morgendliche Toilette

Wer morgens mit den Öffentlichen unterwegs ist, sollte sich nicht wundern, dass eine große Anzahl an Frauen dort mit allerhand Dingen beschäftigt ist, die ich – wenn überhaupt – im Badezimmer erledige. Angefangen von Schminken (oh ja, sie haben meinen großen Respekt, in diesen Bussen bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, nicht auf den Boden oder auf andere Fahrgäste zu fallen…und die tragen ohne Wackeln Eyeliner auf! Übrigens machen ganz viele mit einem Löffel irgendwas Seltsames mit ihren Wimpern, irgendeine Ahnung was das sein könnte?) geht es weiter über Nagelpflege bis zum Haare stylen, und ich lüge nicht, da sitzen nicht wenige mit Lockenwicklern in der Bahn!

4 Erdbebenvorkehrungen

Neben dem uns bekannten „Verhalten bei Feuer“-Schild in öffentlichen Gebäuden hängt hier stets ein „Verhalten bei Erdbeben“-Schild, übrigens öfter einmal mit dem Piktogramm eines rennenden Männchens am Ende, das sagt puto el último („Der Letzte hat die Arschkarte“). Kleine Kostprobe des mexikanischen Humors am Rande. Das Spannende ist, dass es auf den Straßen überall große grüne und weiße Punkte mit Pfeilen gibt, sogenannte Treffpunkte. Im Fall eines schweren Erdbebens sollte man also möglichst auf einen dieser Punkte, da diese als die in der Umgebung sichersten Orte ausgerechnet worden sind.

5 Zum Dresscode

Lockere 35 Grad, kein Wölkchen am Himmel und die Sonne brennt fast im Zenit auf die Bewohner von Mexiko Stadt. Für na sagen wir 90-95% der Chilangos (so nennt man die Hauptstädtler hier in Mexiko) bedeutet das: Lange Hose, meist Jeans, geschlossene Schuhe oder Stiefel (ja, Stiefel, ich schwöre!) und auch gerne etwas Langärmeliges obenrum. Sommeroutfits sind hier nicht so der Renner, hab ich bemerkt. Ich versuche mich anzupassen, aber ich sag euch, es ist nicht einfach, da ich jeden Tag daran denken muss, dass bei solchen Temperaturen in Berlin halbnackt angesagt ist und wirklich jeder ein wenig komisch gucken würde, wenn man nicht mindestens 50% Haut zeigt. Zum Glück ist es jetzt endlich soweit, die

6 Regenzeit

hat begonnen und das mit den 35 Grad täglich kann ich mir wohl für die nächsten Monate abschminken. Abends in der Bahn dann. Ok der war schlecht, Verzeihung. Regenzeit bedeutet, dass es morgens heimtückisch schön ist und irgendwann tagsüber plötzlich die Welt untergeht oder aber, dass es morgens grau und eklig ist und pisst und nachmittags aus den Trümmern das Paradies entsteht. Hurra!

Regenzeit
Für was so eine Yogamatte nicht alles gut ist!

7 Anreden

Viel wichtiger als uns Deutschen ist den Mexikanern eine Anrede. Der Wachmann am Eingang zu meiner Arbeit begrüßt mich jeden Morgen mit buenos días, señorita!; Mit Fräulein werde ich auch in Banken, von Polizisten oder vom Uber-Fahrer angesprochen. Gewöhnlich bin ich jedoch güerita (die Blonde), daneben auch gerne mal mijita (meine Tochter), reina (Königin), muñeca (Puppe), nena (Babe), guapa/bonita/preciosa (Schöne) oder ähnliche Schmeicheleien. Wenn ich etwas von Jemandem auf der Straße will, rufe ich ihm amigo hinterher, der Kellner oder alles unter betuchtem Alter wird auch gerne joven (Junger Mann) genannt und das allergroßartigste: Der Vater und die Mutter laufen unter jefe/jefa (Chef/Chefin). Können wir das bitte in Deutschland einführen? Ey, was hat eigentlich deine Chefin zu deinem Tattoo gesagt? Mein Chef wäre nicht begeistert, Puppe, das kann ich dir sagen!

8 Öffentliche Uhren

gibt es in Mexiko nicht. Die Einzigen sind die an den Metrostationen, und auf die ist kein Verlass, oder ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, wie die zu lesen sind:

Uhr

9 Insurgentes

Funfact: Die Avenida de los Insurgentes ist mit 28,8 km eine der längsten Straßen der Welt und führt durch Mexiko Stadt.

http://www.nationalgeographic.com.es/viajes/las-diez-avenidas-mas-largas-del-mundo_9204/4

10 „Nein“

Ohne hier jetzt ein gemeines Sterotyp aufbauen zu wollen, muss ich mich manchmal ein kleines bisschen ärgern. Ein Großteil der Mexikaner, die ich bisher kennengelernt habe, sagt nicht so gerne „nein“. Sie schreiben dann entweder nicht zurück oder flüchten sich in eine Ausrede oder sagen „Ja“ und meinen „Nein“. Ähnlich ist es, wenn man auf der Straße jemanden nach dem Weg fragt: Man wird niemals zur Antwort bekommen „Oh Verzeihung, das weiß ich nicht“. Wer die Antwort nicht weiß, sagt einfach irgendeine Richtung, nach dem Motto alle Wege führen nach Rom.

11 Tanzfreudigkeit

Dafür muss ich einem anderen Vorurteil, das ich in meinem Blog aufgebaut habe, etwas Wind aus den Segeln nehmen: Ja, es stimmt, die Mexikaner sind nicht das tanzfreudigste Völkchen, was mir je begegnet ist (Das sind und bleiben nun mal meine geliebten Kolumbianer! Ist so! Kann jeder bestätigen, der einen Kolumbianer kennt <3), aber: Wenn man sie einmal zu Tanzen bewegt hat, dann sind sie nicht mehr aufzuhalten! Da hab ich in letzter Zeit das ein oder andere Mal nicht schlecht gestaunt, als ich das bemerkt hab. Und ich irgendwann platt in der Ecke saß und ein Päuschen gemacht hab, während die Mexikaner unermüdlich die Hüften geschwungen haben. Hut ab!

12 Pärchen

In einer der größten Städte der Welt (Mexiko City belegt momentan je nach Ranking Platz vier oder sechs mit zwischen 21,6 und 23,3 Millionen Einwohnern) gibt es verständlicherweise auch eine ganze Menge verliebter Pärchen. Und sie sind überall! Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht allzu viel von übertrieben aufeinanderklebenden Pärchen halte, aber hier sehe ich mich gezwungen, zu lernen, damit umzugehen. Liebe ist ja auch was schönes, aber ich sag euch, so viele Pärchen überall würden auch den größten Rosamunde Pilcher Fan etwas aus der Fassung bringen. Das Schöne ist: Unter den wild knutschenden, Parkbänke besetzenden, Metrostationen infiltrierenden, sich gegenseitig in den Restaurants fütternden und händchenhaltend-Liebesschwüre säuselnden Pärchen gibt es ganz viele gleichen Geschlechts. Zu meiner großen Freude habe ich gelernt, wie cool, frisch und modern Mexiko Stadt mit Homosexualität umgeht (Oh ja liebes Deutschland, hier darf man heiraten! Just saying!!) und wie offen man sich hier ausleben kann. Tolles Mexiko!

2 Gedanken zu “Mehr oder weniger lustige und interessante Fakten über CDMX und die Mexikaner Part I

  1. Oh wie wunderschön ist Mexico… Danke für diesen wunderschönen Bericht… Weiter so 👗👠💝💃🏼🌸🌺

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  2. Geiiil, ich fühl mich, als ob ich meinen eigenen Kolumbien-Blog von vor 5 Jahren lese! Wahnsinn! Wie herrlich. Das ist für mich auch einer der coolsten Aspekte bei langen Auslandsaufenthalten: Dinge, die so alltäglich sind, dass man nie darüber nachdenken muss, rücken auf einmal in den Vordergrund, und am Ende sitzt man da und bloggt über die Entsorgung von Klopapier 😀 Síguete asombrando güerita und genieß jeden Tag als kleines Abenteuer, bald wirst du wieder in Berlin sein – te quiero ❤

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