Vielleicht sollte ich ab sofort stets meine Blogeinträge im Stile von Tausendundeiner Nacht an einem (mittelmäßig) spannenden Moment aufhören lassen, vielleicht liest dann auch jemand außer Mama und Miriam mal einen Eintrag hihihi. Also im Ernst, ich bedanke mich hier jetzt mal ganz herzlich für eure treue Leserschaft und das süße Feedback, dass ich immer von euch zweien bekomme! Danke für die tollen Vibes!

So, hier die Fortsetzung: Wir standen also nachts um 2:30 Uhr im gottverlassenen Tuxtla, und wie wohl alle wissen, ist das eine ganz ätzende Zeit, um wach zu sein, wenn man vorher mehr oder weniger pennen oder zumindest dösen konnte. Ein kurzer Gang zu den beiden Hotels in der Nähe des Busbahnhofs endete in leichter Resignation, sie waren für unser Backpacker-Budget viel zu teuer. Doch der Pförtner im zweiten Hotel konnte uns interessanterweise weiterhelfen, er kenne da eine bezahlbare Absteige, da sollen wir es doch mal versuchen. Wir also ins Taxi und zu besagtem Ort, der sich als ideal entpuppte: Eine vollkommen räudige Absteige, in der man ohne viele Fragen zahlt und einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekommt – ein ranziges Bumshotel, wie es im Buche steht. Das implizierte glücklicherweise ein sehr großes Bett, in das wir ohne großes Federlesen und Beschwerde fielen, obwohl sowohl die Matratze als auch die Kissen aus Beton gemacht zu sein schienen. Ein weiteres special feature waren die Fensterscheiben, sie fehlten nämlich. Nicht weiter schlimm, da ja nur genau vor unserer Absteige eine Autobahn dröhnte. Ich habe dann im Eilverfahren eine Taktik entwickelt, die darin bestand, auf dem Bauch schlafend (die berühmte Julia-Bauchlage) ein Ohr in die Matratze zu pressen und auf das andere Ohr das Kopfkissen zu drücken, was mir immerhin zu zwei, drei Stündchen Schlaf verholfen hat. Kurz und gut, es war nicht unsere erholsamste Nacht, aber auf jeden Fall eine recht amüsante Aktion. Mehr oder weniger fit ging es morgens dann nach Chiapa de Corzo, wo wir eine Bootstour durch den cañon de sumidero gemacht haben. Dabei handelt es sich um eine beeindruckende Schlucht, die an der höchsten Stelle Tausend Meter in die Höhe ragt. Zu sehen gab es allerhand wilde Tiere, allen voran Vögel, daneben auch ein paar spider monkeys und zwei dicke Krokodile. Allerdings wäre die Tour nicht halb so cool gewesen, wenn wir nicht allerhand Blödsinn geschwätzt, Schabernack auf dem Boot getrieben und dabei so viel gelacht hätten…die richtigen Leute machen einfach so viel aus. Danke Jungs!

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Die Schlucht
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Uns gibts nur in völlig gaga
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Mein absolutes Highlight der Bootstour

Nachmittags ging es weiter nach San Cristobal de las Casas, das auf 2000 Metern liegt. Puh ich sag euch, mir war den Rest des Tages ordentlich schwindelig bei dem Höhenanstieg. Aber diese Stadt ist wirklich ganz wundervoll, und so wandelten wir am Wochenende auf den Spuren der indígenas, die dort oder in den Bergen in der Umgebung der Stadt wohnen und sich durch ihre traditionellen Gewänder und Frisuren auszeichnen – bei den Frauen klassischerweise zwei lange, dicke Zöpfe. Zwei Stämme sind in dieser Umgebung anzutreffen, die Tzotziles y die Tzeltales, und für mich war es eine neue, wundersame Erfahrung, in Mexiko auf dem Markt eine andere Sprache als Spanisch zu hören. Mehr noch, manche der älteren Frauen sprachen sogar ziemlich gebrochenes Spanisch, da ihre Muttersprache das Tzotzil ist und sie genau wie wir Spanisch als Fremdsprache lernen müssen. Am Sonntag ging es auf Pferderücken nach Chamula, einem pueblo indígena in der Nähe der Stadt. Auf diesem Ausritt fing es in Strömen an zu regnen, und da unter den Reitern fast nur Anfänger waren, ging es im Schritttempo unter der Sintflut durch die Natur. Durchgeweicht und triefend entschieden wir uns bei unserer Ankunft, eine Führung durch die Kirche mitzumachen, die auch wirklich interessant war. Der Glaube schien mir ein bisschen eine Mischung von Katholizismus und Naturreligion, bei der auch hin und wieder für die Heilung gewisser Krankheiten Hühner in einer strengen Zeremonie in der Kirche geopfert werden. Obwohl es inzwischen aufgehört hatte zu regnen, wollte unser Ausritt-Trüppchen lieber per Bus zurück nach San Cristobal de las Casas, außer mir, die ich große Lust auf reiten hatte. Matthias schloss sich mir spontan an, und so kehrten wir zu den Pferden zurück, um unseren beiden Führern mitzuteilen, dass außer uns keiner Lust gehabt hätte, klatschnass und frierend zurückzureiten. Und das war unser großes Glück. Die beiden Führer banden alle Pferde zusammen und blieben mit dem „Schwarm“ etwas zurück, während Matthias und ich zu zweit vorausritten, und zwar in ordentlichem Trab und sogar ein Stückchen im Galopp (Sooooooo geil!). Da der Regen aufgehört hatte, bekamen wir nun auch etwas von der unbeschreiblichen Landschaft mit, die sich vor uns erstreckte – Hügel, Berge, grünste Felder und überall die indígenas in ihren Gewändern beim Ernten. War das vielleicht schön!

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Tornado, Simons Pferd
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Die Kirche in Chamula, innen durfte man leider keine Bilder machen…da war es ganz toll, mit tausend Kerzen

Den Sonntagabend haben die Jungs und ich bei einem feinen Italiener mit einer Flasche Wein ausklingen lassen, und dann hieß es Abschied nehmen von den zwei besten Freunden, die ich bisher in Mexiko Stadt hatte. So gingen wir auseinander, ich über Nacht zurück nach Mexiko Stadt und die beiden weiter auf Reisen. Jungs, ich freue mich jetzt schon auf unser Wiedersehen in Berlin, da setzen wir den ganzen Schabernack fort! ❤

 

2 Gedanken zu “Chiapas: Urlaubsreport Part II

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