Capoeira – Ode an Uber

Ohje es ist wieder spät geworden, aber ich setze mich vergnügt und heiter an den wöchentlichen Report. Ich komme gerade von einem spontanen Tatortabend inklusive Bewirtung (Brokkoli-Kartoffelauflauf, ja genau: Brokkoli! Brokkoli!) in Simons WG mit Ebendiesem und seinem Mitbewohner Matthias. Wer hat den Tatort gesehen? Nora Tschirner, Christian Ulmen und eine ganze Menge verrückter Wendungen, bei denen wir lautstark mitgefiebert haben. Dies nur am Rande, weil es gerade so ein gemütlicher Abend war und das ja auch mal Erwähnung finden darf.

Am Donnerstagabend trug sich ein kleines Wochenhighlight zu, da Matthias und ich uns im Capoeira versucht haben. Das ist ein afrobrasilianischer Kampftanz, der – wie mir erklärt wurde – aus der Zeit der Sklavenhaltung abstammt. Diesen war untersagt, untereinander zu kämpfen, also versteckten sie, um sich in Verteidigungs- und Angriffsform zu halten, all jene Elemente in einem Tanz, der sich zu zwei Stilen/Schulen entwickelt hat: Capoeira Angola und Capoeira Regional. Heutzutage wird Capoeira innerhalb eines Menschenkreises getanzt, der sich um die beiden Kämpfer gruppiert. Diese kämpf-tanzen in Sprüngen, Rollen, Kicks, Drehungen und akrobatischen Figuren gegen- oder miteinander (je nach dem wie man es sieht), wobei Berühren untersagt ist. Begleitet werden die beiden Kämpfer von traditioneller live gespielter Musik mit Berimbau, Trommeln und Schellen. Leider finde ich kein authentisches Video auf Youtube, aber als Anhaltspunkt:

Diese langen Dinger, die ein bisschen aussehen wie Bögen, sind übrigens diese Berimbau. Also haben wir uns Donnerstagabend in der colonia Roma in einem putzigen Studio eingefunden, um erst einmal festzustellen, dass der Unterricht zwei Stunden gehen wird. Das tat unserer Motivation keinen Abbruch, umso weniger, als sich die Gruppe zunächst in der „Musizierecke“ des Studios einfand, um sich mit den oben erwähnten traditionellen Instrumenten singend und musizierend auf die Klasse einzustimmen. Wir trommelten fleißig mit, beim Mitsingen wurde es dann schon kniffeliger, vor allem wenn sich die Portugiesischkenntnisse auf zwei Vokabeln beschränken (danke und bitte), die ausgerechnet beide nicht in dem Kampfgesang vorkamen. Nach dem einstimmenden gemeinsamen Musizieren begann ein Aufwärmprogramm, dass es faustdick hinter den Ohren hatte. Und nachdem auch wirklich alle klatschnass geschwitzt waren, ging es dann mit dem eigentlichen Kampf-Tanz-Training los: Ein Grundschritt, aus dem heraus alle Arten von Kicks, Rädern, Rollen, Sprüngen und Rollen hervorgehen. Ich habe mich mit großer Freude verteidigt und attackiert, auch wenn das bei mir noch recht wenig mit Capoeira zu tun hatte. Vieles wurde auch zu zweit trainiert, und ganz besonders eine Partnerin hat mir sehr viel beigebracht, mich aber auch ordentlich zugerichtet, weswegen ich immer noch eine nicht zu verachtende Anzahl blauer Flecken auskuriere. Die letzten zwanzig Minuten bildeten wir dann einen Kreis, es wurden wieder die Musikinstrumente vom Anfang herangezogen und dann ging es los: Im Ring wurde dann gekämpft, immer zwei Personen. Dabei wurde durchrotiert, sodass jeder mehrmals dran kam – auch wir Frischlinge wurden in die Mitte gedrängt! Die Stimmung war der richtig toll, alle standen und kreischten anerkennend, wenn ein besonders gelungener Move ausgeführt oder abgeblockt wurde. Außerdem behandelten sich die beiden jeweiligen Kämpfer stets mit großem Respekt.

Zwei anstrengende, großartige Stunden später war uns klar, dass wir damit unbedingt weitermachen müssen. Auch ein dreitägiger gnadenlos brutaler Muskelkater konnte an dieser Entscheidung nichts ändern, und so folgt morgen Abend die nächste Capoeirastunde, auf die ich mich schon enorm freue. Übrigens waren wir danach vegane Tacos essen (ich muss dringend eine CDMX-foodporn-Kolumne für Vegetarier einrichten, das Angebot ist nämlich nennenswert!).

Zum guten Schluss möchte ich noch eine Lanze brechen für einen großartigen Service: Uber! Für alle, die nicht wissen, was das ist, eine kurze Erklärung: Man lädt sich die App auf sein Smartphone, und anhand dieser kann man seinen momentanen Standort plus Zielort eingeben, und schon spuckt die App einen Fahrer aus, der einen in meist zwei, drei Minuten abholt („Du bist Julia? Guten Abend!“) Privatpersonen können somit mit ihrem privaten Auto einen Taxiservice anbieten. Uber benutzen bedeutet, nicht auf Taxis angewiesen zu sein, die leider nach wie vor oftmals unsicher und besonders nach Einbruch der Dunkelheit nicht empfehlenswert sind. Alle Fahrer, die ihre Fahrdienste über Uber anbieten, sind registriert und überprüft – eine super sichere Art, nachts von A nach B zu kommen. Auf dem Smartphone kannst du die Route sehen, bescheißen geht also auch nicht. Der Kostenfaktor ist in CDMX ein Träumchen, ich zahle meist zwischen einem und drei Euro pro Fahrt, und zwar per Abbuchung von meiner Kreditkarte. Einsteigen, Mitfahren, Aussteigen. Super praktisch, wenn man im Club sein ganzes Geld versoffen hat. Ist ein Gerücht, das ich gehört habe.

Besonders günstig kommt man weg, wenn man die Variante Uber-Pool wählt, bei der man sich das Uber mit Fremden teilt, die der Fahrer nach und nach aufgabelt oder die schon im Auto sitzen, weil alle in eine ähnliche Richtung müssen. Jeder einzelne Fahrer, mit dem ich bisher gefahren bin, war ausnehmend freundlich, hat sich mit Namen vorgestellt und mir die Tür aufgehalten. Meist wird man sogar mit einer Flasche Wasser versorgt, die Autos sind in einem Topzustand und immer sauber (was man von den Taxis nicht behaupten kann) – kurz und gut, der Service ist super, das System ist super, Uber ist super! Ihr seid super! Gute Nacht!

Und zum Schluss noch ein paar verstreute Bildchen vom Feiern, vom Chillen, von Nichts und Allem.

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Was siehst du?
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Ein bisschen Pause von Autos und Lärm
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Matthias hält ein Nickerchen im Uber
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Die Partycrew ist motiviert

2 Gedanken zu “Capoeira – Ode an Uber

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